von anja

#47

Vor einer hölzernen Fassade, die größtenteils von Jalousien verdeckt ist, zieht eine Pferdekutsche vorbei. Von der angeschnittenen Figur ist der obere Teil erkennbar.
Die Radierung „Maison imaginaire“ von Camaro erschien in der Mappe „Grafik 1946“ der Galerie Gerd Rosen* und entstand zeitgleich zu dem gleichnamigen Gemälde sowie Camaros Hauptwerkes „Hölzernes Theater“. Sowohl die Radierung als auch das Gemälde verdeutlichen Bezüge und Überschneidungen zu den Malereien Hauptportal und Bühneneingang des Hölzernen Theaters.**Das Motiv der angeschnittenen Pferdekutsche vor einer hölzernen, teilweise mit Jalousien bedeckten Fassade nutzt Camaro 1949 als Hintergrundbild für seine Nummer „Jesuitenpater“ im Künstlerkabarett „Die Badewanne“. „Gerade im Jesuitenpater (wird) die Doppelbegabung von Camaro als Maler und Bühnendarsteller deutlich“***.

(* Anna Krüger: Alexander Camaro (1901-1992) Leben und Werk, S. 250/
**Anges Kern: Das Ekhof-Theater. Inspirationsquelle des Hölzernen Theaters, in: Camaro. Hölzernes Theater, S.22/
**Dagmar Schmengler: Über mögliche Inspirationsquellen der Badewanne und Quellenpeitsche. Eine Analyse, in: Berlin surreal…Camaro und als Künstler-Kabarett die Badewanne, S.89 / bereits Abfang der 1940er Jahre verfasste Camaro einen Text, der eine Motivähnlichkeit zu den Bildern Camaros und Grundlage für das Hintergrundbild für das Kabarett-Stück war.)

[Alexander Camaro, Maison imaginaire, um 1946, Radierung, 18x26cm (Blatt)
© Camaro Stiftung
Alexander Camaro, Maison imaginaire, 1945/46, Öl auf Hartfaser, 29×38,5cm
Fotograf: Eric Tschernow © Camaro Stiftung /
Alexander Camaro, Hauptportal (Hölzernes Theater), 1946,Tempera auf Karton, 59,8×85,2cm
Foto: Erich Tschernow © Camaro Stiftung /
Alexander Camaro, Bühneneingang (Hölzernes Theater), 1946, Tempera auf Karton, 59,6×84,8cm
Foto: Erich Tschernow © Camaro Stiftung /
Alexander Camaro in „Jesuitenpater“, 1949,Kabarett „Die Badewanne“,Fotografie, Foto: Johannes Lederer]

 

[EN]
In front of a wooden facade, which is mostly covered by blinds, a horse-drawn carriage passes by. Just the upper part of the cuted figure is recognizable. The etching „Maison imaginaire“ by Camaro appeared in „Graphic 1946“ of the gallery Gerd Rosen and was created at the same time as the same titled painting as well as Camaro´s 19-part mainwork „Hölzernes Theater“. Both, the eetching and the painting, illustrate references and overlaps with the paintings „Hauptportal“ and „Bühneneingang“ of the „Hölzernes Theater“.
In 1949 Camaro used the motif as background for his show „Jesuitenpater“ in the artistic cabaret „Die Badewanne“. Especially in the „Jesuitenpater“ the dual talent of Camaro as painter and stage actor is evident.

Weitere aktuelle Ausstellungen in der Camaro Stiftung

Ausstellung
19. April 2024 – 26. Juli 2024
Die Kraft der Melancholie. Alexander Camaro und Seelenverwandte
Vernissage: 18.04.2024 um 18 Uhr Ausstellungsdauer: 19.04.-26.07.2024   Eine Ausstellung mit Arbeiten von: Hermann Bachmann, Kurt Bunge, Alexander Camaro, Werner Heldt, Karl Hofer, Ulrich Knispel, Curt Lahs, Oskar Moll, Paul Strecker, Horst Strempel und Mac Zimmermann.   Melancholie ist ein Gemütszustand – angesiedelt irgendwo zwischen Traurigkeit und Träumerei. Sie kommt und geht und ist etwas vom Schönen im Leben – etwas, das kreativ machen kann. Dieser besonderen Atmosphäre geht die Ausstellung nach, indem sie Werke zeigt, die von einem besonderen melancholischen Kolorit zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit geprägt sind. Alexander Camaro wurde immer wieder als großer Melancholiker bezeichnet, sein Schaffen als seltener Sonderfall betrachtet. Im westlichen Nachkriegsstaat blieb er mit seinen gegenstandsbezogenen Bildern in den Augen der Kunstkritik lange eine „interessante Ausnahme, ein distinguiertes Überbleibsel“ (Anthony Thwaites, 1961) der Zwischenkriegsmoderne. Der Blick auf das künstlerische Schaffen der Stadt Halle (Saale), ihrer renommierten Kunsthochschule Burg Giebichenstein und dem Neuaufbau der bedeutenden Sammlung des Kunstmuseum Moritzburg nach 1945, wirft ein neues Licht auf diese Sonderrolle, die sich Alexander Camaro in Berlin zunächst nur mit gegenständlich arbeitenden Künstlern wie Werner Heldt und Karl Hofer teilte. Bereits im Jahr 1947 erwarb das Kunstmuseum Moritzburg Gemälde von Alexander Camaro. Durch den Erwerb seiner Werke, aber auch von Arbeiten Horst Strempels, Werner Heldts, Curt Lahs‘ und Karl Hofers, entstand eine Stimmung innerhalb der Sammlung, die mit dem Begriff der Melancholie beschrieben werden kann und später das Kunstschaffen in der Saalestadt maßgeblich beeinflusste. Für die ausgestellten Maler aus dem Kreis und Umfeld der „Halleschen Schule“, Hermann Bachmann, Kurt Bunge oder Ulrich Knispel, überwog nach 1945 allerdings nur für kurze Zeit die künstlerische Freiheit und Selbstbestimmung – ein Klima, das zu einem besonderen Stimmungsbild ihrer Malerei – und gewissermaßen zu einer Seelenverwandtschaft mit Alexander Camaro führte. Kuratiert wurde die Ausstellung von Matthias Rataiczyk, Leiter Kunsthalle „Talstrasse“, Halle (Saale) und Dr. Anna Krüger, Camaro Stiftung, Berlin.       *Durch die Teilnahme an der Veranstaltung erklären Sie sich mit der möglichen Veröffentlichung von Bildmaterial, auf dem Sie abgebildet sind, einverstanden.*  MehrTeilenTermin speichern