von anja

#39

In den späten 1980er Jahren zeichnet sich die Hinwendung zum Wald und Winter ab, zwei Motive denen in Camaros Spätwerk eine besondere Bedeutung zugeschrieben werden.
In „Begegnung“ treffen zwei Figuren in Rüstung in einem dichten Wald aufeinander. Die zentral platzierte, auf einem Pferd sitzende Figur wendet sich dem weißen Ritter zu seiner Rechten zu. Von ihm wird lediglich der Helm sichtbar. Wer sich hinter den Ritterhelmen verbirgt und in welchem Verhältnis die Figuren zueinander stehen, lässt der Künstler unbeantwortet. Es scheint die Zeit still zu stehen, der Wald wandelt sich in einen poetisch-melancholischen Zwischenraum.
„Der Wald (nimmt) eine beklemmende Sonderstellung ein – und das geht auch zurück auf ein Erlebnis, das der Künstler während des Ersten Weltkriegs als Jugendlicher hatte. (…) Er und ein Freund gingen im Winter in den Wald, um einen Baum zu fällen, womöglich um Brennholz für die heimischen Öfen zu haben. Und während sie mit der Säge zugange sind, bemerkt Camaro plötzlich, dass im hohlen Stamm des Baumes ein erfrorener toter Soldat kauert.“*

(*Ulrich Clewing: Große Freiheit. Alexander Camaros Weg ins 21. Jahrhundert, in: Alexander Camaro. Die Welt des Scheins, 2022, S.155f.)

[Alexander Camaro, Begegnung, 1987, Aquatec, Collage, Acryl auf Leinwand, 200 × 245 cm
Foto: Reinhard Friedrich
© Camaro Stiftung]

[EN]
The motifs winter and forest became a special importance in Camaros late art work.
In our #weeklycamaro #39 „Encounter“ two figures with helmets meet in a dense forest.
The centrally placed figure sitting on a horse and turns to the white figure to his right.
It´s not known who hides behind the helmets and in which relation the figures stand to each other. In the painting time seems to stand still and the forest turns into a poetic-melancholic space.
„The forest occupies an oppressive special position – because of an experience Camaro had as a young person during the First World War. (…)  He (Camaro) and a friend went into the woods to cut down a tree in winter, possibly to get fire wood for the local stoves. While they sawed, Camaro suddenly notices a frozen dead soldier is crouching in the hollow trunk of the tree.“

Weitere aktuelle Ausstellungen in der Camaro Stiftung

Ausstellung
14. Februar 2025 – 28. März 2025
Ulrich Baehr „Comix: Besuch in russischen Wohnzimmern 2019-2024“
Pop-Up Ausstellung im Camaro Haus Ausstellungsdauer: 14.02.-28.03.2025 Vernissage: 13.02.2024 um 18 Uhr   Bereits seit den 1960er-Jahren behandelt der Maler Ulrich Baehr Themen mit politischen und zeithistorischen Bezügen. Nun kommt er in seinem comic-artigen Bilderzyklus „Comix: Besuch in russischen Wohnzimmern“ darauf zurück. Eine zentrale Frage, die sich Ulrich Baehr dabei stellt, lautet: wie tickt die russische Zivilgesellschaft? Baehrs traumartige Gemälde aus dieser Serie wirken trotz ihres satirischen Hintersinns bedrückend: Sie lassen in persönliche und vertraute Räume der russischen Zivilgesellschaft blicken und überschatten diese wortwörtlich. Intime Wohnräume werden von bedrohlichen Gesichtszügen Putins, Lenins oder Stalins heimgesucht und stellen die russische Zivilgesellschaft gesichtslos und anonym dar. Alle Werke sind von dem Entkommen aus dieser Enge geprägt. Menschen ergreifen die Flucht vor (lauernden) Gefahren, wie Korruption, Gewalt und nationalistischer Propaganda, die politische Machthaber brachten – oder bringen werden? Begonnen 2019 und seither fortgesetzt, hat die Serie seit dem Überfall auf die Ukraine 2022 beklemmende Aktualität erfahren und lässt diese Frage immer wieder neu aufleben. Ulrich Baehr (*1938) gehört dem Kritischen Realismus an, welcher gezielt soziale Missstände darstellt und somit nicht nur zeigt, wie die Welt ist, sondern auch fragt, wie sie besser sein könnte. Nach seinem Studium an der staatlichen Hochschule für bildende Künste Berlin und an der Freien Universität Berlin wurde er Mitbegründer der Galerie Großgörschen 35 (1964-68) und der Gruppe Aspekt (1972-78). Auch unterrichtete er an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig, an der Hochschule der Künste Berlin und an der Fachhochschule Hannover Bildende Kunst. Sein Atelier befindet sich am „Checkpoint Charlie“ in Berlin.     *Durch die Teilnahme an den Veranstaltungen erklären Sie sich mit der möglichen Veröffentlichung von Bildmaterial, auf dem Sie abgebildet sind, einverstanden.MehrTeilenTermin speichern