von anja

#38

In einem hellen, menschenleeren Raum befindet sich rechts im Vordergrund ein Kleiderständer, an dem ein weißes Hemd hängt. Links daneben steht eine dreibeinige Kleiderpuppe mit einem schmalen Profilgesicht und einem opulenten Hut. Das Gesicht und die „herrschaftliche Pose der durchscheinenden Lady scheint von (Lady Curçon,) der legendären Vizekönigin Indiens inspiriert zu sein“ und findet sich ebenfalls in dem Werk „Die reflektierte Braut“*.
Requisiten, wie Kleiderständer und Kleiderpuppen, sind in einer Reihe von Arbeiten Camaros zu entdecken, wie im „Schaufenster in der Potsdamer“ und „Pythia“, beide von 1980, oder in „Die reflektierte Braut“ von 1984. Kleiderpuppen erhalten vermenschlichte Charakterzüge, werden zu stille Musen oder Marionetten und lassen das Motiv der „femme maison“ der Künstlerin Louise Bourgeois von 1947 aufscheinen.

(*Christiane Heuwinkel: Die Welt des Scheins. Ein Camaro-Alphabet, in: Alexander Camaro. Die Welt des Scheins, 2022, S.32.)

[Alexander Camaro, Lady Curçon, 1984,
Mischtechnik, Acryl, Pastell auf Leinwand, 200×160 cm
Foto: Reinhard Friedrich  © Camaro Stiftung /
Alexander Camaro, Die reflektierte Braut, 1948, Mischtechnik, Acryl, Pastell auf Leinwand, 200x250cm
Foto: Angelika Weidling  © Camaro Stiftung /
Alexander Camaro, Schaufenster in der Potsdamer, 1980, Mischtechnik und Textil-Collage, Plexiglas, Acryl auf Leinwand, 200x250cm
Foto: Gerhard Haug © Camaro Stiftung /
Alexander Camaro, Pythia, 1980, Collage, Acryl, Pastell auf Leinwand, 200x250cm
Foto: Hermann Kiessling © Camaro Stiftung]

[EN]
In a deserted room, a clothes rack stands on the right in the foreground, with a white shirt on it. To the left we discover a three-legged mannequin with a narrow profile face and an opulent hat. The face and „the majestic pose of the translucent lady seems to be inspired by (Lady Curçon,) the legendary Viceroy of India“ and is also found in the art work „The reflected bride“.
Props, such as clothes racks and mannequin can be found in a number of art works by Alexander Camaro, such as „show windows at the Potsdamer“ and „Pythia“ (both from 1980), or „the reflected bride“ from 1984. Mannequins get humanized character traits, become silent muses or puppets, and contain the motif of the „femme maison“ by the artist Louise Bourgeois from 1947.

 

Weitere aktuelle Ausstellungen in der Camaro Stiftung

Ausstellung
14. Februar 2025 – 28. März 2025
Ulrich Baehr „Comix: Besuch in russischen Wohnzimmern 2019-2024“
Pop-Up Ausstellung im Camaro Haus Ausstellungsdauer: 14.02.-28.03.2025 Vernissage: 13.02.2024 um 18 Uhr   Bereits seit den 1960er-Jahren behandelt der Maler Ulrich Baehr Themen mit politischen und zeithistorischen Bezügen. Nun kommt er in seinem comic-artigen Bilderzyklus „Comix: Besuch in russischen Wohnzimmern“ darauf zurück. Eine zentrale Frage, die sich Ulrich Baehr dabei stellt, lautet: wie tickt die russische Zivilgesellschaft? Baehrs traumartige Gemälde aus dieser Serie wirken trotz ihres satirischen Hintersinns bedrückend: Sie lassen in persönliche und vertraute Räume der russischen Zivilgesellschaft blicken und überschatten diese wortwörtlich. Intime Wohnräume werden von bedrohlichen Gesichtszügen Putins, Lenins oder Stalins heimgesucht und stellen die russische Zivilgesellschaft gesichtslos und anonym dar. Alle Werke sind von dem Entkommen aus dieser Enge geprägt. Menschen ergreifen die Flucht vor (lauernden) Gefahren, wie Korruption, Gewalt und nationalistischer Propaganda, die politische Machthaber brachten – oder bringen werden? Begonnen 2019 und seither fortgesetzt, hat die Serie seit dem Überfall auf die Ukraine 2022 beklemmende Aktualität erfahren und lässt diese Frage immer wieder neu aufleben. Ulrich Baehr (*1938) gehört dem Kritischen Realismus an, welcher gezielt soziale Missstände darstellt und somit nicht nur zeigt, wie die Welt ist, sondern auch fragt, wie sie besser sein könnte. Nach seinem Studium an der staatlichen Hochschule für bildende Künste Berlin und an der Freien Universität Berlin wurde er Mitbegründer der Galerie Großgörschen 35 (1964-68) und der Gruppe Aspekt (1972-78). Auch unterrichtete er an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig, an der Hochschule der Künste Berlin und an der Fachhochschule Hannover Bildende Kunst. Sein Atelier befindet sich am „Checkpoint Charlie“ in Berlin.     *Durch die Teilnahme an den Veranstaltungen erklären Sie sich mit der möglichen Veröffentlichung von Bildmaterial, auf dem Sie abgebildet sind, einverstanden.MehrTeilenTermin speichern