Archiv – März 2022

#16

Unser #weeklycamaro #16, verdeutlicht in einer kontextuellen Betrachtung Camaros interdisziplinäres Arbeiten.
In dem Gemälde „Schaubude“ von 1946 steht der Schaubudenbesitzer im Vordergrund und präsentiert die Kuriosität: links neben ihm befindet sich eine Frau ohne Unterleib auf einem Sockel unter einem Glas. Illusion und Faszination der Vergnügungswelt vereinen sich in diesem malerischen Werk.

Das Motiv „Dame ohne Unterleib“ wurde in einer der ersten Kabarettnummern in dem 1949 von Camaro mitgegründeten Künstlerkabarett „Die Badewanne“ aufgegriffen und in aktuelle Themen umgewandelt. Im Künstlerkabarett kamen die verschiedenen Disziplinen Malerei, Literatur, Musik und Tanz zur Geltung.
In einer Schwarz-Weiß-Fotografie von Johannes Lederer ist zu erkennen, dass der Kopf von Katja Meirowksy auf einem schwarzen Sockel platziert wurde. Ihr Kopf spricht monoton den Text von Johannes Hübner. Dort offeriert sie ihre Leidensgeschichte –sie wurde von ihrem Budenbesitzer verlassen.
Kurze Zeit später machte Camaro dieses Motiv in einem Siebdruck erneut zum Bildinhalt.
In Anlehnung dessen, wurde 2014 „die Dame ohne Unterleib“ in der Ausstellung „Berlin Surreal…“  in einer Videoinstallation mit in die Ausstellungsarchitektur einbezogen.

[Alexander Camaro, Schaubude, 1946, Öl auf Hartfaser, 112,5x150cm (c) Camaro Stiftung / VG Bild-Kunst Bonn
„Die Dame ohne Unterleib“, Foto: Johannes Lederer, (c) Herzattacke e.V.
Ausstellungsansicht v.l.n.r.: Videoinstallation / Schaubude / Alexander Camaro, o.T., um 1950, Styropor-Druckstock, 64,8×50,1cm (c) Camaro Stiftung / VG Bild-Kunst Bonn]

 

[EN]

 

Our #weeklycamaro #16 clarifies Alexander Camaros interdisciplinary work in a contextual perspective.
In the painting „show booth“ from 1946, the owner of the show booth stands in the foreground and presents the curiosity left next to him: a woman without abdomen on a pedestal under a glass. Here, illusion and fascination of the world of entertainment are united.
The motif of „woman without abdomen“ was taken up in one of the first cabaret numbers in the artist cabaret „The Bathub“ (co-founded by Camaro in 1949) and transformed into current themes. In the artists cabaret the different disciplines of painting, literature, music and dance were part of the program.
On a black-white-photography by Johannes Lederer we discover the head of Katja Meirowsky on a black pedestal. Her head speaks monotonous a text by Johannes Hübner. There she offers her story of suffering: she was abandoned by her lover and booth owner.
Shortly after Camaro used the motif in a silk-screen printing and in 2014 the Camaro foundation showed „Woman without abdomen“ as video installation was included in the architecture of the exhibition „Berlin Surreal…“.

#15

Umgeben von Bäumen und Ästen, bewegt sich eine vom Betrachter abgewandte weibliche Figur schleppend von links nach rechts. Vor ihr baut sich eine dominante Gestalt auf. Verstärkt wird diese bedrohliche und bedrückende Atmosphäre durch den undurchdringlichen Wald sowie durch malerische Elemente: rötliche Farbe läuft an der Frauengestalt herunter.

Die narrative Szene „La belle Captive“, basierend auf ein einschneidendes Erlebnis Camaros, thematisiert eine Vergewaltigung. In Gedanken und Notizen schilderte Renata 2004 dessen „Erinnerung, wie er ein junges Mädchen aus der Oder zog […] und in einem Haus in der Nähe warme Decken geholt“ hat. Camaro brachte sie ins nächstlegende Krankenhaus. Er soll noch die Silhouette eines Mannes;  des Peinigers, bemerkt haben, als er das Mädchen fand.
Malerisch verarbeitete Camaro das Erlebte bereits in dem Kleinformat „Wald, Lustmord“ von 1940. Beide Werke werden in der derzeitigen Ausstellung „Alexander Camaro zum 120. Geburtstag“ gezeigt.

[Alexander Camaro, La belle Captive, 1982/83, Öl auf Leinwand, 200x250cm
©Camaro Stiftung / VG Bild-Kunst Bonn]

[EN]

Surrounded by trees and branches a female figure, turned away from the viewer, drags herself from left to right. A dominant figure looms in front of her. This threatening and oppressive atmosphere is reinforced by the impenetrable forest and by painterly elements: reddish paint runs down the female figure.

The narrative scene „La belle Captive“, based on a drastic incident of Camaro, thematize a rape. In thoughts and notes in 2004, Renata described Alexander Camaros „memory how he pulled out a girl from the Oder […] and fetched warm blankets from a house nearby“. Camaro took her to the nearest hospital. He noticed the silhouette of a man, the rapist,  when he found the girl. Camaro has already painted the experience in the small format „Forest, Lustmord“ from 1940.
Both works are shown in the current exhibition „Alexander Camaro on his 120th Birthday“.