von anja

#15

Umgeben von Bäumen und Ästen, bewegt sich eine vom Betrachter abgewandte weibliche Figur schleppend von links nach rechts. Vor ihr baut sich eine dominante Gestalt auf. Verstärkt wird diese bedrohliche und bedrückende Atmosphäre durch den undurchdringlichen Wald sowie durch malerische Elemente: rötliche Farbe läuft an der Frauengestalt herunter.

Die narrative Szene „La belle Captive“, basierend auf ein einschneidendes Erlebnis Camaros, thematisiert eine Vergewaltigung. In Gedanken und Notizen schilderte Renata 2004 dessen „Erinnerung, wie er ein junges Mädchen aus der Oder zog […] und in einem Haus in der Nähe warme Decken geholt“ hat. Camaro brachte sie ins nächstlegende Krankenhaus. Er soll noch die Silhouette eines Mannes;  des Peinigers, bemerkt haben, als er das Mädchen fand.
Malerisch verarbeitete Camaro das Erlebte bereits in dem Kleinformat „Wald, Lustmord“ von 1940. Beide Werke werden in der derzeitigen Ausstellung „Alexander Camaro zum 120. Geburtstag“ gezeigt.

[Alexander Camaro, La belle Captive, 1982/83, Öl auf Leinwand, 200x250cm
©Camaro Stiftung / VG Bild-Kunst Bonn]

[EN]

Surrounded by trees and branches a female figure, turned away from the viewer, drags herself from left to right. A dominant figure looms in front of her. This threatening and oppressive atmosphere is reinforced by the impenetrable forest and by painterly elements: reddish paint runs down the female figure.

The narrative scene „La belle Captive“, based on a drastic incident of Camaro, thematize a rape. In thoughts and notes in 2004, Renata described Alexander Camaros „memory how he pulled out a girl from the Oder […] and fetched warm blankets from a house nearby“. Camaro took her to the nearest hospital. He noticed the silhouette of a man, the rapist,  when he found the girl. Camaro has already painted the experience in the small format „Forest, Lustmord“ from 1940.
Both works are shown in the current exhibition „Alexander Camaro on his 120th Birthday“.

Weitere aktuelle Ausstellungen in der Camaro Stiftung

Ausstellung
19. April 2024 – 26. Juli 2024
Die Kraft der Melancholie. Alexander Camaro und Seelenverwandte
Vernissage: 18.04.2024 um 18 Uhr Eine Ausstellung mit Arbeiten von: Hermann Bachmann, Kurt Bunge, Alexander Camaro, Werner Heldt, Karl Hofer, Ulrich Knispel, Curt Lahs, Oskar Moll, Paul Strecker, Horst Strempel und Mac Zimmermann.   Melancholie ist ein Gemütszustand – angesiedelt irgendwo zwischen Traurigkeit und Träumerei. Sie kommt und geht und ist etwas vom Schönen im Leben – etwas, das kreativ machen kann. Dieser besonderen Atmosphäre geht die Ausstellung nach, indem sie Werke zeigt, die von einem besonderen melancholischen Kolorit zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit geprägt sind. Alexander Camaro wurde immer wieder als großer Melancholiker bezeichnet, sein Schaffen als seltener Sonderfall betrachtet. Im westlichen Nachkriegsstaat blieb er mit seinen gegenstandsbezogenen Bildern in den Augen der Kunstkritik lange eine „interessante Ausnahme, ein distinguiertes Überbleibsel“ (Anthony Thwaites, 1961) der Zwischenkriegsmoderne. Der Blick auf das künstlerische Schaffen der Stadt Halle (Saale), ihrer renommierten Kunsthochschule Burg Giebichenstein und dem Neuaufbau der bedeutenden Sammlung des Kunstmuseum Moritzburg nach 1945, wirft ein neues Licht auf diese Sonderrolle, die sich Alexander Camaro in Berlin zunächst nur mit gegenständlich arbeitenden Künstlern wie Werner Heldt und Karl Hofer teilte. Bereits im Jahr 1947 erwarb das Kunstmuseum Moritzburg Gemälde von Alexander Camaro. Durch den Erwerb seiner Werke, aber auch von Arbeiten Horst Strempels, Werner Heldts, Curt Lahs‘ und Karl Hofers, entstand eine Stimmung innerhalb der Sammlung, die mit dem Begriff der Melancholie beschrieben werden kann und später das Kunstschaffen in der Saalestadt maßgeblich beeinflusste. Für die ausgestellten Maler aus dem Kreis und Umfeld der „Halleschen Schule“, Hermann Bachmann, Kurt Bunge oder Ulrich Knispel, überwog nach 1945 allerdings nur für kurze Zeit die künstlerische Freiheit und Selbstbestimmung – ein Klima, das zu einem besonderen Stimmungsbild ihrer Malerei – und gewissermaßen zu einer Seelenverwandtschaft mit Alexander Camaro führte. Kuratiert wurde die Ausstellung von Matthias Rataiczyk, Leiter Kunsthalle „Talstrasse“, Halle (Saale) und Dr. Anna Krüger, Camaro Stiftung, Berlin.   anschließend findet unser Aperitivo statt. (Weitere Informationen dazu folgen in Kürze)   *Durch die Teilnahme an der Veranstaltung erklären Sie sich mit der möglichen Veröffentlichung von Bildmaterial, auf dem Sie abgebildet sind, einverstanden.*  MehrTeilenTermin speichern