von anja

#6

Das Werk „Liebes Paar“ von 1946 zeigt auf dem ersten Blick eine intime Situation zweier Menschen.

Händehaltend sitzt das Paar eng nebeneinander auf dem Boden einer kargen Landschaft – fernab jeglicher Zivilisation.

In dem Kleinformat wird das Motiv des Welttheaters von Alexander Camaro ersichtlich. Die gestaffelte Landschaft erzeugt eine Tiefenwirkung und lässt an ein Bühnenbild erinnern: während das Paar im Vordergrund platziert wurde, türmen sich links und rechts Bergformationen und vegetabile Umrisse auf. Sie werden im Hintergrund aufgebrochen und der Blick auf den lichten Horizont ermöglicht.

Ein Aufbrechen und Unterbrechen findet ebenfalls in der vorderen Szene statt. Dort scheint das intime Moment des Paares unterbrochen und die Zweisamkeit gestört. Gerade waren sie noch mit sich selbst, doch nun richtet sich ihre Aufmerksamkeit auf den Störfaktor – sie Blicken in Richtung des Betrachters. Die schemenhaft ausgeführten Gesichtszüge offenbaren den Unmut beider Figuren. Fast schon mahnend verweisen sie auf die unerwünschte entstandene Nähe. Alexander Camaro verstärkt mit der Wahl des Bildausschnitts diesen aufdringlichen Charakter des Betrachters auf die Figuren.

Beide Figuren fügen sich in die Tonalität ihrer Umgebung ein, heben sich zugleich durch ihre Farbigkeit hervor. Alexander Camaro hat die Szene primär in Lehmgrün-, -blau- und -gelbtönen gehalten, während sich die Braun- und Fliederfarben des Bodens und im Horizont in der Kleidung des Paares wiederfinden. Die erdigen Farben sowie der leicht grün-gelbliche Kopf des Mannes lassen auf die ehemalige Schülerschaft Camaros bei Otto Mueller in Breslau schließen.

Ein interessanter Hinweis: In dieser Zeit signierte der Künstler noch mit den Initialen AK – für Alexander Kamaroff und sollte sich in der Folgezeit endgültig zu C für Camaro ändern.

[Alexander Camaro, Liebes Paar, 1946, Öl auf Hartfaser, © Camaro Stiftung/VG Bild-Kunst, Bonn 2020]

 

[EN]

#weeklycamaro #6

Alexander Camaro painted „Liebes Paar“ – „lovers“ in 1946 – an intimate situation between woman and men. They are holding each others hand, sitting site by site on the ground in a barren, deserted landscape.

The motif of the world theatre is visible. The staggered landscape gets a deep space as in stage sets: the sitting couple in the foreground are encircled by mountains and high natural contures. In the background you can see a light horizon. The togehterness of the couple seems to be interruped – they are watching in direction of the viewer and it seems to recognizes their displeasure.

The figures fit into the tonality of their surroundings, at same time they are highlighted by their colourfulness. Alexander Camaro kept the scene primarily in clay green, blue and yellow. But brown and lilac on the ground and in the horizon also are used in the clothes of the couple. By using the earthy colours and the slightly green-yellowish head of the man, this painting reveals Camaro as an former student of Otto Müller in Wroclaw.

 

Weitere aktuelle Ausstellungen in der Camaro Stiftung

Ausstellung
19. Oktober 2023 – 9. Februar 2024
Hölzernes Theater
Ausstellungseröffnung: 19.10.2023 um 18 Uhr Ausstellungsdauer: 20.10.2023 - 09.02.2024   Das komplett aus Holz erbaute Ekhof-Theater (1681–1687) auf Schloss Friedenstein in Gotha, wo sich Alexander Camaro (1901–1992) in den 1930er-Jahren aufhielt, wurde zur Inspirationsquelle für seinen Bilderzyklus Hölzernes Theater von 1946: „Zu den seltsamsten, poetischsten und schönsten Engagements meiner Bühnentätigkeiten gehört die Zeit ... in Gotha, wo ich auf dem dortigen Schloss wohnte ... Am entgegengesetzten Ende des gewaltigen Hofes war das kleine hölzerne Theater, das mich dann später zu dem Zyklus Hölzernes Theater inspirierte.“ In seiner Auseinandersetzung mit dem Leben, der Bühne und dem Raum schuf der ehemalige Ballettmeister eine bemerkenswerte malerische Interpretation dieser Wiege der neuzeitlichen Theaterkultur. Durch das Objektiv des Fotografen und Künstlers Marcel Krummrich (*1971) öffnet die Ausstellung zudem einen zeitgenössischen Blick in die Kulissengassen, Logen und Bühnenmaschinen des einzigartigen Theaterbaus in Gotha. Die insgesamt 19 Bilder des Hölzernes Theater zählen zu Camaros Hauptwerken der Berliner Nachkriegsjahre. Hiermit feierte er seinen künstlerischen Durchbruch. Der Kritiker Will Grohmann (1887-1968) würdigte es 1961 als eine der „unvergänglichen Leistungen der vierziger Jahre in Deutschland“. Camaro faszinierte die bis heute intakte avantgardistische Bühnenmaschine des Ekhof-Theaters. In seinen Bildern gelang es Camaro, die gespenstische Zwischenzeit von Kriegsende und Währungsreform in die Metapher der Bühne zu überführen. Vor und hinter den Kulissen, der Bühne, in den Logen, Vestibülen und Gängen seines Hölzernes Theater tut sich eine Welt zwischen Sein und Schein auf.  MehrTeilenTermin speichern

Ausstellung
3. November 2023 – 25. Februar 2024
 — Kunsthalle „Talstrasse“
„Die Kraft der Melancholie. Alexander Camaro und Seelenverwandte“ in der Kunsthalle „Talstrasse“ (Halle)
Ausstellungsdauer: 03.11.2023 bis 25.02.2024 Vernissage: 02.11.2023 um 19 Uhr   Eine Ausstellung der Kunsthalle "Talstrasse" in Kooperation mit der Alexander und Renata Camaro Stiftung - mit Werken von Alexander Camaro, Werner Heldt, Karl Hofer, Hermann Bachmann, Horst Strempel und anderen.   https://www.youtube.com/watch?v=1e3Zxc9e8pU Vor genau 75 Jahren wurde erstmalig ein Werk von Alexander Camaro von einem Museum erworben – von keinem geringerem als dem Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale). 1947/48 stand der damalige Direktor des Museums, Gerhard Händler, vor der schwierigen Aufgabe eine neue moderne Kunstsammlung aufzubauen, nachdem die erste 1937 durch die Nationalsozialisten beschlagnahmt worden war. Auffällig ist, dass die neue Kollektion eine ganz eigene melancholische Grundstimmung hatte. Durch den Erwerb weiterer Werke u.a. von Horst Strempel, Werner Heldt, Curt Lahs und Karl Hofer entstand eine Sammlung, die das Kunstschaffen in der Saalestadt maßgeblich beeinflusste. Geprägt war diese durch eine ganz besondere Stimmung. Dieser besonderen Stimmung geht die Ausstellung in der Kunsthalle “Talstrasse“ nach, indem sie Werke von Alexander Camaro in den Mittelpunkt rückt und ihm Arbeiten ausgewählter Zeitgenossen und Seelenverwandter aus Berlin und Halle (Saale) zur Seite stellt. Dabei sind weder Kategorien der Formalismus-Debatte, Herkunft oder politische Implikationen entscheidend, sondern ein besonderes melancholische Kolorit einer zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit schwebenden Malerei. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Textbeiträgen von Dr. Dorit Litt (Bonn), Dr. Anna Krüger (Berlin), Dr. Eckhard Gillen (Berlin), Dr. Ingo Brunzlow (Berlin), Thomas Bauer-Friedrich (Halle/Saale) und Matthias Marx (Saarbrücken)     Beitrag des Kulturformats Artour des MDR hier  Kunsthalle „Talstrasse“Talstraße 2306120 Halle (Saale)MehrTeilenTermin speichern