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Vortrag

Zwischen Erfüllung und Ernüchterung

Jüdische Lebenswelten in Breslau des 20. Jahrhunderts

Donnerstag, 22. November 2018, 18:00 UhrHamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin, Invalidenstraße 50–51, 10557 BerlinVortrag kostenfrei zzgl. Eintritt.
Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung nicht erforderlich. 

Referentin: Dr. Katharina Friedla, The international Institute for Holocaust Research, Yad Vashem, Jerusalem/ISR

Heinrich Tischler, Jude umhüllt mit Tallit, 1935, Jüdisches Museum Berlin (Ankauf aus Mitteln der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin), © Foto: Jens Ziehe

Breslau war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eines der bedeutendsten Zentren jüdischen Lebens und jüdischer Kultur. Bis 1944 lebte hier, nach Berlin und Frankfurt am Main, die drittgrößte jüdische Gemeinde Deutschlands.

Die jüdischen Bürger und Bürgerinnen der Stadt bildeten eine äußerst heterogene Gemeinschaft, zu der im Jahre 1925 über 23.000 Mitglieder gehörten. Diese Gemeinschaft war genauso bunt gemischt, wie andere Gemeinden im Deutschen Reich. Unter den Breslauer Juden gab es orthodox lebende Gemeindemitglieder, zu denen ein überwiegend ostjüdisches Proletariat gehörte, und Anhänger des reformierten Judentums, deutsch-patriotische Juden und Zionisten, Kosmopoliten, sowie Linke und Marxisten, Traditionalisten und die sogenannten Assimilierten, die vollständig im bürgerlichen Leben der Stadt aufgingen. Ihr Anteil am kulturellen und öffentlichen Leben Breslaus und der Provinz Schlesien, war enorm. Einige der jüdischen Mitbürger, wie beispielweise Heinrich Tischler oder Johnny Friedlaender, waren an der Akademie für Kunst und Kunstgewerbe Breslau, tätig. Das bunte Mosaik jüdischer Lebenswelten der Stadt hat viele Künstler und Künstlerinnen inspiriert. Das Gemälde des erwähnten Heinrich Tischler, „Jude umhüllt mit Tallit“ von 1935, ist nur ein Beispiel von vielen. In dieser Präsentation soll das facettenreiche jüdische Leben der Stadt, sein pluralistisches und kosmopolitisches Umfeld, beleuchtet werden. Darüber hinaus wird der Umbruch – die Ernüchterung der 1930er Jahre – analysiert. Diese Zäsur markiert nicht nur das Ende der liberalen Gesellschaftsordnung sowie die Schließung der Breslauer Kunstakademie. Für die jüdischen Bürger und Bürgerinnen der Stadt, beginnt nun die Zeit der Ausgrenzung, Emigration und Verfolgung.

 

Dr. Katharina Friedla ist Autorin des Buches: Juden in Breslau/ Wrocław 1933–1949. Überlebensstrategien, Selbstbehauptung und Verfolgungserfahrungen, Köln 2015.

 

Weitere aktuelle Ausstellungen in der Camaro Stiftung

Ausstellung
19. April 2024 – 26. Juli 2024
Die Kraft der Melancholie. Alexander Camaro und Seelenverwandte
Vernissage: 18.04.2024 um 18 Uhr Ausstellungsdauer: 19.04.-26.07.2024   Eine Ausstellung mit Arbeiten von: Hermann Bachmann, Kurt Bunge, Alexander Camaro, Werner Heldt, Karl Hofer, Ulrich Knispel, Curt Lahs, Oskar Moll, Paul Strecker, Horst Strempel und Mac Zimmermann.   Melancholie ist ein Gemütszustand – angesiedelt irgendwo zwischen Traurigkeit und Träumerei. Sie kommt und geht und ist etwas vom Schönen im Leben – etwas, das kreativ machen kann. Dieser besonderen Atmosphäre geht die Ausstellung nach, indem sie Werke zeigt, die von einem besonderen melancholischen Kolorit zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit geprägt sind. Alexander Camaro wurde immer wieder als großer Melancholiker bezeichnet, sein Schaffen als seltener Sonderfall betrachtet. Im westlichen Nachkriegsstaat blieb er mit seinen gegenstandsbezogenen Bildern in den Augen der Kunstkritik lange eine „interessante Ausnahme, ein distinguiertes Überbleibsel“ (Anthony Thwaites, 1961) der Zwischenkriegsmoderne. Der Blick auf das künstlerische Schaffen der Stadt Halle (Saale), ihrer renommierten Kunsthochschule Burg Giebichenstein und dem Neuaufbau der bedeutenden Sammlung des Kunstmuseum Moritzburg nach 1945, wirft ein neues Licht auf diese Sonderrolle, die sich Alexander Camaro in Berlin zunächst nur mit gegenständlich arbeitenden Künstlern wie Werner Heldt und Karl Hofer teilte. Bereits im Jahr 1947 erwarb das Kunstmuseum Moritzburg Gemälde von Alexander Camaro. Durch den Erwerb seiner Werke, aber auch von Arbeiten Horst Strempels, Werner Heldts, Curt Lahs‘ und Karl Hofers, entstand eine Stimmung innerhalb der Sammlung, die mit dem Begriff der Melancholie beschrieben werden kann und später das Kunstschaffen in der Saalestadt maßgeblich beeinflusste. Für die ausgestellten Maler aus dem Kreis und Umfeld der „Halleschen Schule“, Hermann Bachmann, Kurt Bunge oder Ulrich Knispel, überwog nach 1945 allerdings nur für kurze Zeit die künstlerische Freiheit und Selbstbestimmung – ein Klima, das zu einem besonderen Stimmungsbild ihrer Malerei – und gewissermaßen zu einer Seelenverwandtschaft mit Alexander Camaro führte. Kuratiert wurde die Ausstellung von Matthias Rataiczyk, Leiter Kunsthalle „Talstrasse“, Halle (Saale) und Dr. Anna Krüger, Camaro Stiftung, Berlin.       *Durch die Teilnahme an der Veranstaltung erklären Sie sich mit der möglichen Veröffentlichung von Bildmaterial, auf dem Sie abgebildet sind, einverstanden.*  MehrTeilenTermin speichern